Ehrung der Stadt Köln für Gerhart Baum
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Ehrung der Stadt Köln für Gerhart Baum anlässlich seines 90. Geburtstags und in Anerkennung seiner besonderen Verdienste für die Menschenrechte

„Es war eine sehr würdige Geburtstagsfeier anlässlich Gerhart Baums 90. Geburtstag im Kölner Rathaus mit sehr guten Reden von OB Henriette Reker und Ministerpräsident a.D. Armin Laschet. Und dazu eine herzliche Begegnung mit interessanten Personen und Freunden.”
© Julius Reiter

Am 28. Oktober feierte Bundesinnenminister a.D. Gerhart Baum seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass lud die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihm zu Ehren am 8. November zu einem Empfang im Historischen Rathaus der Stadt.

Unter den zahlreichen Gästen waren u.a.: Armin Laschet (Ministerpräsident a.D. das Landes Nordrhein-Westfalen), Ina Brandes (Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW), Nathanael Liminski (Chef der Staatskanzlei und Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales und Medien des Landes NRW) und Abraham Lehrer (Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden) sowie viele weitere Weggefährten aus Politik, Kultur und dem großen Freundes- und Bekanntenkreis Gerhart Baums, die gemeinsam mit dem Jubilar diesen festlichen Abend begehen wollten.

Gerhart Baum: großer Sohn der Stadt Köln

Oberbürgermeisterin Henriette Reker sprach die Begrüßungsworte und betonte die große Verbundenheit Gerhart Baums mit seiner Wahlheimat Köln, in der er seit 1950 lebt, Jura studierte, die Rechtsanwaltszulassung erhielt, 1962 bis 72 als Mitglied der Geschäftsführung der der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände erste Berufserfahrungen sammelte und von 1969 bis 73 im Stadtrat saß.

Stets respektvoller Umgang mit dem politischen Wettbewerber

Die Laudatio wurde von Ministerpräsident a.D. Armin Laschet gehalten, der dabei einen weiten Bogen spann von der Geburt Gerhart Baums im Schicksalsherbst 1932 in Dresden über das Miterleben der Bombardierung der Elbmetropole im Februar 45, die Flucht der Mutter mit ihren Kindern aus der zerstörten Stadt, die Zwischenstation Tegernsee und das Ankommen der Familie im Rheinland. Armin Laschet skizzierte dabei auch den politischen Werdegang des Jubilars von seinen Anfängen im Rat der Stadt Köln und bei den Jungen Demokraten, von wo aus er 1972 nach Bonn in den Bundestag wechselte, um dort nur einige Monate später zum  Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister des Innern berufen zu werden. Nach dem Rücktritt seines Vorgängers wurde er im Sommer 1978 zum Bundesminister des Innern ernannt. Nach dem Wechsel der Koalition im Herbst 1982 blieb Gerhart Baum weitere zwölf Jahre als MdB in Bonn, übernahm in dieser Zeit immer stärker internationale Projekte. Herausragend dabei die Leitung der deutschen Delegation bei der UN-Menschenrechtskommission sowie das Anführen der deutschen Delegation bei der UN-Weltkonferenz über Menschenrechte 1993 in Wien, die von Menschenrechtsverletzungen auf dem Balkan geprägt war. Anschließend war er für die UNO tätig, so u.a. von 2001 bis 2003 als UNO-Beauftragter für die Menschenrechte im Sudan. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag widmete sich Baum wieder verstärkt dem Rechtsanwaltsberuf und vertrat Opfer und Angehörige des Ramstein-Unglücks, des Concorde-Absturzes und anderer Flugzeugunglücke wie Lockerbie. Er wird Anwalt der sowjetischen Zwangsarbeiter gegen die Bundesregierung. 2007 tritt er als Seniorpartner der Kanzlei baum reiter & collegen bei. Dort ist er gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Julius Reiter und dessen Partner Olaf Methner erfolgreich bei zahlreichen Verfassungsbeschwerden in Karlsruhe: gegen die geplante Online-Durchsuchung, die Vorratsdatenspeicherung sowie die Neufassung des BKA-Gesetzes. Armin Laschet schloss seine Laudatio mit den Worten: Auch wenn wir beide unterschiedlichen Parteien angehören, so war unser Umgang miteinander stets konstruktiv, von gegenseitigem Respekt geprägt und freundschaftlich gewesen.

Die universelle Anwendung der Menschenrechte als politisches Lebensthema

Gerhart Baum unterstrich in seiner Dankesrede die Verbundenheit zur Stadt Köln, seine seit Jugend große Affinität zu Politik und Kultur und breitet dabei sein ereignisreiches Leben vor den Zuhörern aus. Ein Leben, das sich wie die Geschichte der Bundesrepublik im Zeitraffer anhört. Für ihn besonders wichtig war der Reformgedanke der sozialliberalen Koalition unter anfangs Willy Brandt und später Helmut Schmidt. Hier ragten heraus: die Strafrechtsreform, die Ausweitung der Mitbestimmung, die Bildungsreform und zahlreiche Vorhaben zur Gleichstellung der Geschlechter. Die universelle Anwendung der Menschenrechte wurde ihm zum politischen Lebensthema. Große Sorge bereitet dem Jubilar die aktuelle Situation in Europa. Nie war der Friede auf unserem Kontinent seit 1939 derart gefährdet wie jetzt. Baum ruft die Europäer deshalb zu größeren Anstrengungen auf den Feldern Verteidigung und gemeinsame Standards bei einer menschenwürdigen Asylpolitik auf und betont, dass die Europäische Union vor allem ein Friedensprojekt ist, weshalb es verkehrt sei, Europa einzig an Effizienz und Wirtschaftlichkeit messen zu wollen. Er schließt seine Rede unter großem Applaus mit Dank an seine Ehefrau, Renate Liesmann-Baum, die ihm, dem Homo politicus, stets beratend zur Seite stand und ihn auf vielen seiner Reisen begleitete.

Goldenes Buch und zwei Violinenstücke

Im Anschluss lud OB Henriette Rekers ihren Gast dazu ein, sich ins Goldene Buch der Stadt Köln einzutragen. Eine Ehre, die nur wenigen widerfährt.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch zwei Darbietungen des Ensembles Musikfabrik: Hauch (2018) für Violine solo und Requiem Furtif (1998) für Violine und Claves.

Zwei Neuerscheinungen

Empfohlen werden sollen an dieser Stelle noch zwei Bücher, die anlässlich Gerhart Baums 90. Geburtstag vor kurzem erschienen:

IN LIBERALER MISSION
Gerhart Baum und die deutsche Demokratie
NZZ Libro
Schwabe Verlagsgruppe AG
ISBN-13: 978-3-907396-07-0

MENSCHENRECHTE
Ein Appell
Freiheit und Demokratie verteidigen. Ein kraftvolles Plädoyer von Gerhart Baum.
Benevento Verlag bei Benevento Publishing 
ISBN-10: 371-0-901588