Anwalt der Freiheit - Gerhart Baum zum 90. Geburtstag 
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Anwalt der Freiheit – Gerhart Baum zum 90. Geburtstag 

Gerhart Baum 90. Geburtstag

Am kommenden Freitag, 28. Oktober, feiert der Seniorpartner unserer Kanzlei Gerhart Baum seinen 90. Geburtstag und blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Von Ruhestand kann jedoch nach wie vor keine Rede sein. Gerhart Baum ist bis zum heutigen Tag aktiv: sowohl als Anwalt, politischer Ratgeber  als auch kompetenter Gast in Talkshows. 

Ein aktuelles Beispiel für Gerhart Baums unermüdliches Engagement: Im Sommer dieses Jahres half er an vorderster Stelle mit, die seit Jahrzehnten festgefahrenen Verhandlungen zwischen der deutschen Bundesregierung und den Opferfamilien des Olympia-Attentats von 1972 im letzten Moment zu einem gütlichen Abschluss zu bringen (dazu mehr etwas später im Text).  

Seine Vita liest sich wie die Geschichte der Bundesrepublik unter dem Brennglas. 

Neun Jahrzehnte Zeitgeschichte im Zeitraffer 

Geboren 1932 in Dresden, wo er im Februar 45 Bombardierung und Feuersturm miterlebt. Unmittelbar danach verlässt die Mutter mit ihm und seinen zwei jüngeren Geschwistern die Stadt. An der Zwischenstation Tegernsee endlich wieder normales Leben und Schulalltag. 1950 Weiterzug nach Köln. Hier Abitur und Aufnahme des  Studiums der Rechtswissenschaften, das er 1961 mit der Absolvierung des zweiten juristischen Staatsexamens erfolgreich beendet. Zulassung als Anwalt 1962. In diesem Beruf arbeitet Gerhart Baum zehn Jahre lang bis zu seinem Einzug als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag. Zeitgleich ist er Mitglied der Geschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).   

1954 Eintritt in die FDP. Hier engagiert er sich zunächst bei den Jungdemokraten und wird Mitte der 60-er Jahre für zwei Jahre deren Bundesvorsitzender. Von 1966 bis 1998 Mitglied im FDP-Bundesvorstand; von 1978 bis 1991 gehört er zudem dem Präsidium an und von 1982 bis 1991 fungiert er als einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden.  

Im Dezember 1972 wird er als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern in das Kabinett Brandt II berufen. Dieses Amt behält er zunächst auch unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. Nach dem Rücktritt von Werner Maihofer wird er im Frühsommer 1978 zum Bundesminister des Innern ernannt.  Dieses Amt übt er bis September 1982 aus. 

Als Innenminister kämpft er einerseits gegen den Terror der RAF und sucht andererseits den Dialog mit dem Umfeld der Terroristen, um deren Beweggründe besser zu verstehen und Ursachenforschung zu betreiben. Berühmt ist sein Gespräch mit dem RAF-Mitglied Horst Mahler in den Redaktionsräumen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Unter Baums Ägide kommt es zu einer Liberalisierung des Radikalenerlasses, indem in der Folge auf die Regelanfrage verzichtet wird. Gerhart Baum ist ebenfalls erster Umweltschützer der Republik, da der Umweltschutz  damals in den Aufgabenbereich des Innenministeriums fällt. 

Wiederaufnahme der anwaltlichen Tätigkeit 

Seit seinem Rückzug aus dem Bundestag 1994 ist Gerhart Baum wieder als Rechtsanwalt aktiv und widmet sich hier v.a. Fragen der Menschenrechte und der Verteidigung der Verfassung vor unverhältnismäßigen Eingriffen des Staates. Von 1992 bis 1998 hat er die Leitung der deutschen Delegation bei der UN-Menschenrechtskommission inne. Im Jahr 1993 führt er die deutsche Delegation bei der UN-Weltkonferenz über Menschenrechte in Wien an, die von Menschenrechtsverletzungen auf dem Balkan geprägt ist. Anschließend ist er für die UNO tätig, so u.a. von 2001 bis 2003 als UNO-Beauftragter für die Menschenrechte im Sudan. 

Gerhart Baum hat als Anwalt Opfer und Angehörige des Ramstein-Unglücks, des Concorde-Absturzes und anderer Flugzeugunglücke wie Lockerbie vertreten. Er wird Anwalt der sowjetischen Zwangsarbeiter gegen die Bundesregierung. Nach 1990 übernimmt er Beratungsaufträge der Europäischen Kommission zur Erneuerung des Luftverkehrsrechts in Osteuropa. 

2007 tritt er als Seniorpartner der Kanzlei baum reiter & collegen bei. 

Mentor und väterlicher Freund 

Gerhart Baum begleitet mich den Großteil meines Lebens. Kennengelernt haben wir uns auf einer FDP-Veranstaltung im Jahre 1987 und kurz danach bewarb ich mich bei ihm für einen Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter.  Er engagierte mich sofort im Anschluss an unser Bewerbungsgespräch. Die Arbeit in seinem Bonner Abgeordneten-Büro gefiel mir außerordentlich gut, weil ich schnell mit interessanten Aufgaben betraut wurde und er mich zu zahlreichen Terminen mitnahm. Schon damals hat mich beeindruckt, dass Gerhart Baum den Menschen in seiner nahen Umgebung viel Vertrauen schenkt. Ausdruck fand diese positive Grundhaltung unter anderem darin, dass er mich an vertraulichen Unterhaltungen mit anderen Spitzenpolitikern teilnehmen ließ. Auch als politisches Schwergewicht ist er im Auftreten immer nahbar und bescheiden geblieben. Er interessiert sich für Menschen, ist neugierig und kommunikativ. Man kann jederzeit mit ihm über Politik, Kultur und Privates sprechen. In unserer gemeinsamen Bonner Zeit wandelte sich das Verhältnis vom rein Beruflichen zu einer Freundschaft. Auch nach meinem Rückzug aus der politischen Arbeit, um mich voll und ganz meinem Studium widmen zu können, riss der Faden niemals ab; wir blieben fortwährend in engem Kontakt. Aus einem Mentor wurde ein väterlicher Freund. 

Eintritt bei baum reiter & collegen 

Deshalb konnte ich Gerhart Baum schließlich für die Mitarbeit in meiner, 2001 gegründeten, Düsseldorfer Kanzlei gewinnen. Unsere Schwerpunkte Bank- und Kapitalmarktrecht, Anleger- und Verbraucherschutz sowie Datensicherheit, Datenschutz und Compliance passen genauso zu Gerhart Baum und seinen Überzeugungen wie unsere Philosophie: Wir sind konsequent auf Seiten der Geschädigten und bringen die vermeintlich Schwächeren auf  Augenhöhe mit den oft mächtigeren Gegnern. 2001 begannen wir unsere erneute Zusammenarbeit zunächst im Rahmen einer Kooperation, der 2007 die Seniorpartnerschaft folgte.  

Für Gerhart Baum bedeutet es viel, auch in seiner Rolle als Anwalt politisch etwas zu bewegen und zu verändern. Er schafft es auf eindrucksvolle Weise, anwaltliche Tätigkeit mit politischem Einfluss zu verbinden.  Er ist ein Anwalt der Freiheit. 

Das betraf anfangs vor allem das Bank- und Kapitalmarktrecht und später zunehmend ebenfalls andere Rechtsgebiete – allen voran das Datenschutzrecht.  Des Weiteren wandten wir uns mehrmals an das Bundesverfassungsgericht und waren dort erfolgreich, allen voran mit unseren Verfassungsbeschwerden gegen die Online-Durchsuchung, die Vorratsdatenspeicherung und das BKA-Gesetz. Nach meiner Kenntnis gibt es keine Kanzlei, die so viele Verfassungsbeschwerden gewonnen hat wie baum reiter & collegen. Zudem haben Gerhart Baum und ich die Betriebs- und Aufsichtsräte der Telekom nach deren Bespitzelung durch das Management vertreten und wurden zusammen mit der ehemaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin vom Aufsichtsrat als Sonderermittler in der Datenschutzaffäre der Deutschen Bahn mandatiert. Darüber hinaus haben wir nach Katstrophen – hier seien exemplarisch das Loveparade-Unglück und der Germanwings-Absturz genannt – nicht nur Opfer und Angehörige vertreten, sondern auch politische und rechtliche Initiativen vorangetrieben. So haben Gerhart Baum und ich nach der Einstellung des Loveparade-Prozesses zehn Jahre nach dem Unglück den Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei besucht und ihn daran erinnert, den im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellten Opferfonds einzurichten. In der Folge konnten wir aushandeln, Angehörige und Verletzte mit fünf Millionen Euro zu entschädigen. Die Politik glich damit die Versäumnisse der Justiz aus.  

Stets Homo politicus geblieben 

Im Sommer dieses Jahres wurde unsere Kanzlei beauftragt, die seit Jahrzehnten festgefahrenen Verhandlungen zwischen der deutschen Bundesregierung und den Opferfamilien des Olympia-Attentats von 1972 im letzten Moment zu einem gütlichen Abschluss zu bringen. Denn die israelische Seite drohte mit einem Boykott der 50-Jahre-Gedenkfeier in München. In intensiven Verhandlungen gelang es unserem dreiköpfigen Team, zu dem neben Gerhart Baum auch mein Kanzleipartner Olaf Methner und ich gehörten, einen für beide Parteien akzeptablen und tragfähigen Kompromiss auszuhandeln, der nunmehr als Resultat materielle und immaterielle Anerkennungsleistungen vorsieht.  

Auch hier kam das positive Ergebnis zustande, weil es uns gelang, anwaltliches Handwerk und politische Sachkenntnis  miteinander zu verknüpfen. Ohne Gerhart Baum als erfahrenen Politiker und Verhandler wäre dieses für beide Seiten erfolgreiche Ergebnis nicht möglich gewesen. Maßgeblich war gleichermaßen das Vertrauen, das Gerhart Baum auf Seiten der Opferfamilien wie auf Seiten der Bundesregierung genießt, weil er längst als moralische Instanz respektiert wird.  

Ich könnte nun seitenlang so fortfahren, will mich aber angesichts der Vorgabe unserer Marketingabteilung, dass Newsletter-Beiträge nicht allzu lang ausfallen sollen, hier auf das Wesentliche meiner Zusammenarbeit mit Gerhart Baum beschränken.  Ich wünsche dem Jubilar noch viele aktive Jahre, die er mit bester körperlicher Gesundheit und in stets hellwacher geistiger Verfassung verbringen möge. 

Danke, lieber Gerhart, für unsere nunmehr dreieinhalb Jahrzehnte währende Freundschaft!    

Ich möchte Ihnen jetzt noch zwei Bücher ans Herz legen, die anlässlich Gerhart Baums 90. Geburtstags in den vergangenen Tagen erschienen sind: 

In liberaler Mission 

Gerhart Baum und die deutsche Demokratie 

Gerhart Baum ist die soziale Seele des deutschen Liberalismus. Sein Leben ist ein Spiegel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Als junger Mann überlebte er die Bombardierung Dresdens im Keller des brennenden Elternhauses. Als Innenminister kämpfte er gegen den Terror der RAF. Als Anwalt verteidigt er die Verfassung vor unverhältnismäßigen Eingriffen des Staates. Der sozialliberale Politiker widmet sein Leben der Demokratie, dem Rechtsstaat und den Menschenrechten und gehört seit Jahrzehnten zu den markantesten Stimmen in der Politik. 

In diesem Buch, herausgegeben von der früheren Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zu Gerhart Baums 90. Geburtstag, blicken rund 50 Zeitgenossen, Weggefährten und Freunde auf sein vielfältiges Wirken und zeichnen das Bild dieses Ausnahmepolitikers, der als das liberale Gewissen der Republik gelten darf. Die Mitwirkenden an diesem Band zeigen ein lebendiges Bild der facettenreichen Persönlichkeit Gerhart Baums. Dazu gehören Beiträge von Reinhold Beckmann, Marco Buschmann, Udo Lindenberg, Christian Lindner, Sandra Maischberger, Ahmad Mansour, Wolfgang Niedecken, Heribert Prantl, Claudia Roth, Günter Verheugen, Günter Wallraff, Julius Reiter und vielen weiteren. Für Sie war er Freund, Vorbild, Parteikollege und Inspiration. 

NZZ Libro 
Schwabe Verlagsgruppe AG 
ISBN-13: 978-3-907396-07-0 

Menschenrechte 

Ein Appell 

Freiheit und Demokratie verteidigen. Ein kraftvolles Plädoyer von Gerhart Baum. 

Ob Freiheit und Gleichheit aller Menschen, das Recht auf Unversehrtheit oder das Recht auf freie Wahlen und Meinungsäußerung: Weltweit sind die Menschenrechte bedroht. In immer mehr Ländern werden Aktivisten, die sich dagegen wehren, verfolgt. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine stellt offen die Vereinbarungen der internationalen Staatengemeinschaft in Frage, die Frieden und Recht sichern sollen. Kriegerische Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und Brüche des Völkerrechts bringen Freiheit und die Werte der Demokratie in Gefahr. 

Gerhart Baum schildert eindrücklich die Kontroverse zwischen autoritären und demokratisch verfassten Gesellschaften und benennt deutlich, wo die Menschenrechtskonvention nicht eingehalten wird. In seinem leidenschaftlichen Appell legt er nachvollziehbar und verständlich die Bedeutung der Menschenrechte als Basis für eine Friedensordnung der Welt dar. 

Benevento Verlag bei Benevento Publishing 
ISBN-10: 371-0-901588